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Auferstehung des geförderten Heizkesseltausches erst ab 2026

BM Totschnig plant, die Ende 2024 ausgelaufene Kesseltauschförderung “Raus aus Gas und Öl” ab 2026 fortzusetzen und dafür bis 2030 1.8 Mrd. Euro (somit 360 Mio. Euro jährlich) für den Heizkesseltausch und die thermische Sanierung bereitzustellen.

Für die Förderaktion “Sauber Heizen für Alle” soll eine weitere Milliarde zur Verfügung stehen.

Damit es diesmal effizienter, treffsicherer und gerechter zugeht, müssen allerdings die Vorgaben für den Nachfolger von “Raus aus Gas und Öl” unbedingt überarbeitet und bei “Sauberes Heizen für Alle” für einen breiteren sozialen Zugang gesorgt werden. Bisher dürften – das legen die verfügbaren Daten nahe – beide Förderungen vorwiegend der Klientelpolitik für Ein- und Zweifamilienhausbesitzer gedient haben.

Für erstere wurden mehr als 3,4 Mrd. ausgegeben. Zwei Drittel davon gingen bis September 2024 an Besitzer von Einfamilienhäusern. Ab Oktober 2024 höchstwahrscheinlich noch stärker: Allein im Dezember 2024 wurden innerhalb von 20 Tagen 500 Mio. abgeräumt und damit ein vorzeitiges Ende der Förderung ausgelöst. Das war möglich, da Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern ihre Ansprüche ohne jeglichen Nachweis eines geplanten Projekts auch “auf Vorrat” einreichen konnten. Durch ihr Registrierung blockieren sie zweckgebundene Fördergelder bis Ende 2025.

Bewohner von Mehrfamilienhäusern, die bei ihrem Antrag ein ( oft durch externe Profis) aufwändig erstelltes Projektkonzept vorlegen mussten und erst nach Prüfung durch die Förderstelle Geld zugesprochen bekamen, waren bei diesem von der KPC veranstalteten “Rat Race“ praktisch chancenlos.

Eine erhebliche Verbesserung für die neue Periode wäre daher eine Trennung von EHFs und MFHs und die damit verbundene Einrichtung von zwei Budgets.

Auch bei der Förderung “Sauberes Heizen für Alle” war Immobilienbesitz Voraussetzung, zudem musste man die soziale Bedürftigkeit schon bei Antragstellung nachweisen. Vermutlich ist damit zu erklären, dass im Mai 2025 noch immer € 187 Mio. auf Abnehmer warteten.

Förderung bei sozialer Bedürftigkeit von Hausbesitz abhängig zu machen finde ich einigermaßen erstaunlich. Eine Erweiterung auf andere Bevölkerungsgruppen, die nicht im Eigenheim wohnen, wäre bei diesen Summen (ab 2026 eine weitere Milliarde Euro) dringend notwendig. Entsprechende Studien mit Vorschlägen dazu gibt es bereits seit 2023.

Zur Erinnerung: Die ÖVP hat 2023 den EWG-Gesetzesentwurf (Einschränkungen für fossile Heizungen) der Grünen abgeschmettert und stattdessen hohe Förderungen beim Heizungstausch durchgesetzt. Dass diese Förderart wohl allem Anschein nach vorwiegend Klientelpolitik diente, ist bisher kaum thematisiert worden.

Durch die Aktion “100 Projekte Raus aus Gas” ist in letzter Zeit auch in Wien das Interesse an der Umrüstung auf erneuerbare Energie gestiegen. Viele Projekte waren im Entstehen, die ohne entsprechende Förderung von den Eigentümern wohl nicht zu finanzieren wären. Fakt ist, dass ohne die Einbeziehung urbaner Räume die ehrgeizigen Klimaziele nicht zu erreichen sind, wodurch ab 2030 saftige Strafzahlungen an die EU drohen. Zudem nützt eine umfassende Sanierung nicht nur der Umwelt, sondern auch unserer gesamten Wirtschaft. Bekanntlich bringt ein Euro an Förderung zwei Euro an Steuern und Abgaben.

Dieser Artikel ist auch im Juni Heft 2925 der Branchen-Zeitung SHK-AKTUELL- DAS ÖSTERREICHISCHE HAUSTECHNIK-FACHMAGAZIN FÜR INSTALLATIONSPROFIS als Gastkommentar erschien.